Globaler Klimastreik: #KeinGradWeiter- Ein Rückblick

Nachdem wir uns nach dem Globalen Klimastreik am 25.09 erstmal etwas Zeit für uns nehmen mussten, melden wir uns jetzt auch hier wieder. Am gesamten Aktionstag haben sich insgesamt 1500 Menschen an vier von uns organisierten Aktionen coronakonform beteiligt. Das ist Spitze, auch wenn wir vor einem Jahr sicherlich nicht gedacht hätten, dass wir uns einmal über eine solche Teilnehmer*innenanzahl freuen würden- aber es kam ja bekanntlich Corona dazwischen.

Der Tag begann für unsere Verhältnisse vergleichsweise früh: um 8 Uhr startete unsere erste Demo, an der sich insgesamt etwa 200 Schüler*innen beteiligten. Dazu Jette Arndt, Organisatorin: „Die Schuldemo am Vormittag des 25.09. ist sehr sehr gut gelaufen. Wir haben es geschafft, alle Corona-Regeln bestmöglich einzuhalten, besonders die Trennung der einzelnen Schulen ist uns außerordentlich gut gelungen. Wir konnten also ein deutliches Zeichen setzen und zeigen, dass wir uns als Schüler*innen für eine klimagerechte Zukunft einsetzen!“

Nach der Abschlusskundgebung ging es quasi nahtlos weiter. Der Schlossplatz diente uns als Basis für den weiteren Tag. Hier haben wir sicherlich eine hohe Sichtbarkeit erreicht. Neben dem ganzen Material, das wir dort zwischengelagert haben, gab es dort die Möglichekeit, Schilder für unsere Schilderdemo auf dem Julius-Mosen Platz zu malen. Diese haben dann auch, gerade am spätern Nachmittag, viele Blicke auf sich gezogen. Leider hatten wir nicht genügend Steine, um alle Schilder zu fixieren, aber irgendwas muss ja schiefgehen.

Das Highlight des Tages, die große Fahrraddemo vom Schlossplatz aus, lief aus organisatorischer Sicht einwandfrei. Etwa 1200 Menschen wurden auf dem Schlossplatz gezählt, die Abstände konnten fast überall problemlos eingehalten werden und die Maskenpflicht wurde beachtet. Zur kritisieren war jedoch, dass der inhaltliche rote Faden fehlte. Das ist gerade deshalb Schade, weil die Bedingungen für Großdemonstrationen in den nächsten Monaten eher schlecht sind; Stichworte: 2. Welle, schlechtes Wetter. Trotzdessen hoffen wir, dass das Motto „Think Global Act Local“ verstanden worden ist. Gerade wegen des Fokusses auf lokale Projekte wir unserem Workshopprozess mit der Stadt Oldenburg oder der Verhinderung der Fliegerhorststraße sollte klar geworden sein, dass wir auch im lokalen für Klimagerechtigkeit kämpfen. Der Globale Aspekt kam dabei jedoch oft zu kurz.

Der Schlossplatz während der Ankunft zur Abschlusskundgebung

Nach der Abschlusskundgebung war jedoch noch nicht Schluss. Am Abend fand schließlich noch eine Mahnwache in Solidarität mit „Alle Dörfer bleiben“ statt. Diese kann getrost als voller Erfolg gewertet werden. Die Atmosphäre und der Aufbau sorgten definitiv für eine ganz besondere Stimmung auf dem abendlichen Rathausmarkt. Wir senden also auch an dieser Stelle nochmal solidarische Grüße in die Dörfer und an alle, die sich trotz Polizeigewalt im Rheinland am vorletzten Wochenende gegen RWE und die Braunkohle und für Klimagerechtigkeit eingesetzt haben.

Warum streiken wir am Freitag?

Vor etwa einem Jahr, am 20.09.2019, waren deutschlandweit 1.4 Millionen Menschen für Klimagerechtigkeit auf der Straße. Seitdem ist einiges passiert, jedoch wenig Gutes. Die Klimakrise macht sich in vielen Regionen der Welt immer aggressiver bemerkbar, die Bundesregierung und die meisten anderen Regierungen der Welt unternehmen weiterhin nichts, was dem Problem der Klimakrise auch nur Ansatzweise gerecht werden würde. 

Klimagerechtigkeit-Warum?
Unterdessen zeigt sich das rassistische europäische Grenzregime immer unbarmherziger. Die menschenverachtende Logik dahinter, die Menschen in „verwertbar“ und „unwichtig“ einteilt, zieht sich ebenfalls durch die Klimapolitik des Globalen Nordens, welche sich vor allem um die Profite seiner Konzerne und den „gesellschaftlichen Wohlstand“ kümmert und damit faktisch Menschenleben im Globalen Süden, jedoch zunehmend auch im Globalen Norden, opfert. Klimagerechtigkeit setzt genau hier an: Klimapolitik muss an den planetaren Grenzen und einem guten Leben für Alle ausgerichtet sein und nicht an der Kompatibilität mit unserer bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Lokale Klimakämpfe
Im Kleinen zeigen sich diese Kämpfe auch in lokalen Projekten. Häufig geht es dabei um Infrastrukturprojekte wie die Fliegerhorststraße, gegen die wir aktuell eine Kampagne unterstützen, oder den geplanten Bau von Autobahnen, beispielhaft seien hier die A20 oder die A49 erwähnt. Wie mächtig solche konkreten Konflikte seien können haben wir im Hambi gesehen, wo ein Wald gegen RWE verteidigt wurde und es doch um so viel mehr ging. Die nächsten „Hambis“ stehen dabei schon in den Startlöchern: zur Verhinderung des Baus der A49 wurde der Danneröder Wald, genannt „Danni“, besetzt. Und auch das Rheinische Braunkohlerevier lässt den Widerstandsgeist weiterhin nicht missen: jetzt geht es vor allem um die Verteidigung der von der Abbaggerung bedrohten Dörfer und um den schnellstmöglichen Kohleausstieg bis spätestens 2030. Die Erfahrung, dass der Dialog auf kommunaler Basis manchmal auch ein vielversprechender Weg sein kann, haben wir in Oldenburg gemacht. Sich jedoch überall und auf allen Ebenen darauf zu verlassen, ist naiv. In diesem Sinne: „Schafft ein, zwei, viele Hambis!“